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21.06.2007Druckversion
geschrieben von: Volker Rath


Einsatzbericht

Unwetter richten Millionenschäden an

Dorfkern des Hechinger Stadtteils Stetten versinkt in einem See / Menschen kommen nicht zu Schaden.

Die heftigen Unwetter in der Nacht zum Donnerstag haben im Raum Hechingen nach ersten Schätzungen Millionenschäden angerichtet. Menschen wurden nicht verletzt. Zwei Menschen konnten aber offenbar in letzter Sekunde durch das beherzte Eingreifen der Rettungskräfte gerettet werden. Sie waren dabei, ihr Haus gegen das Hochwasser zu schützen, als sie von den Fluten überrascht und fast mitgerissen wurden. Die Helfer sprangen ins Wasser und zogen die beiden an Land

Wie heftig der Regen war, zeigte der Pegelmesser des Reichenbachs an der Johannesbrücke. Normalerweise beträgt der Wasserstand 30 Zentimeter, in der Flutnacht stieg er auf weit über drei Meter, sagte Bürgermeister Jürgen Weber


Am schlimmsten betroffen von den Folgen des Unwetters waren die Hechinger Stadtteile Stetten und Boll. In Stetten trat der Reichenbach über die Ufer und überflutete den kompletten Dorfkern. Die idyllische Ortsmitte verschwand unter einem braunen See. Zeitweise standen die Fluten zwei Meter hoch auf den Straßen. Mehrere Autos schwammen förmlich durch den Ort. In mindestens einem Fall konnte sich der Fahrer aus dem Wagen befreien. Mehrere Menschen wurden von der Feuerwehr in Sicherheit gebracht. Gegen 3 Uhr morgens spitzte sich die Lage noch einmal zu. Zeitweilig hatte der Krisenstab in Erwägung gezogen, die Häuser zu evakuieren. Schlimm betroffen war auch der benachbarte Stadtteil Boll, wo die Wassermassen einen Hang ins Rutschen brachte, der die Eichgasse zuschüttete

Die Einsatzkräfte und Behörden der Stadt Hechingen waren gestern mit der Schadensaufnahme und Aufräumarbeiten beschäftigt. Nach vorsichtigen Schätzungen liefen in den Tallagen ­ betroffen waren vor allem die Wohngebiete an den Bächen Starzel und Reichenbach ­ von Hechingen, Boll, Stein und Stetten zwischen 50 und 100 Keller voll, ferner wurden Wohn- und Geschäftshäuser überflutet. »Die Zahl ist sehr vorsichtig geschätzt und muss wohl eher nach oben korrigiert werden«, so Peter Mehler, Pressesprecher der Polizeidirektion Balingen

Zeitweise war kam auch der Verkehr zum Erliegen. Im Raum Haigerloch und Rangendingen blockierten abgebrochene Äste von Bäumen Straßen, die B32 zwischen Hechingen und Schlatt sowie eine Reihe von innerörtlichen Straßen waren überflutet und mussten für den Verkehr gesperrt werden. In Schlatt waren die Gleise überschwemmt, die Fluten spülten Schotter unter den Gleisen weg, so Bernhard Weckerle von der Hohenzollerischen Landesbahn AG. Die Schäden wurden noch in der Nacht behoben. Gestern konnten die Züge planmäßig fahren.

Das Unwetter w ar im Zollernalbkreis ein lokales Ereignis. Balingen und Albstadt bleiben weitgehend verschont. Aber am Albtrauf an der Burg Hohenzollern vereinigten sich offenbar zwei Gewitterzellen, die sich aus Richtung Balingen und dem Killertal zusammenschoben. Die Entladung über Hechingen war gewaltig. Innerhalb von 30 Minuten fielen vermutlich mehr als 50 Liter Regen pro Quadratmeter, sagte Anita Pfister von der Stadtverwaltung Hechingen auf Nachfrage unserer Zeitung.

Die Einsatzkräfte waren mit rund 250 Helfern die ganze Nacht über im Einsatz, darunte die komplette Feuerwehr Hechingen sowie die Feuerwehren aus Bisingen, Burladingen, Balingen und Haigerloch, dazu das Technische Hilfswerk aus Hechingen, Albstadt, Rottenburg und Ofterdingen. Die Helfer hatten kaum Pausen. Gestern Morgen begannen sie mit den Aufräumarbeiten. Vor allem in Stetten und Boll waren zwar die Fluten »so schnell abgeflossen, wie sie gekommen waren«, so Poliziesprecher Mehler. Sie hinterließen aber eine dicke Schlammschicht. In einigen Häusern stand der Schlick bis zu 40 Zentimeter hoch. Die Einsatzleitstelle der Rettungskräfte im Zollernalbkreis registrierte in dieser Nacht etwa 130 Einsätze, so Dieter Fecker.

Quelle: Schwarzwälder Bote vom 21.06.2007

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